Laut Forschern haben sich unsere Denkstrukturen grundlegend geändert. Computer und Technik bestimmen unsere Umwelt. Autos sind nicht mehr nur mechanische Fortbewegungsmittel, sie sind technisierte, hochkomplexe Computer, bei denen man zur Vereinfachung und zur Sicherheit nicht mehr mit dem Schlüssel startet, sondern mit einem individuellen Daumenabdruck oder per Funk durch den „Key“ in der Hosentasche. Falls man den Anlasser dennoch nicht findet, liest man einfach kurz online auf dem iPhone nach. Jüngere Generationen kommen damit scheinbar besser zurecht. Sie werden in diese hochkomplexe Welt hineingeboren und genau das macht sie auf eine spezielle Art befähigter. Im Gespräch mit dem Psychologen Heiner Rindermann von der Universität Graz mit der Zeitschrift „Gehirn und Geist“ meint dieser, dass es eine Grundannahme in der Forschung ist, dass eine abwechslungsreiche und anregende Umwelt die kognitiven Fähigkeiten fördert. Unsere Denkstrukturen haben sich durch unsere komplexe, technoide Umwelt vor allem im räumlich-visuellen Bereich verändert. Schon 2005 fanden Forscher vom Unitec Institute of Technoligy in Auckland heraus, dass manche Computerspiele diese und die Fähigkeit des „Multitasking” fördern. Außerdem kann jemand, der viel Zeit am Bildschirm verbringt, wohl Informationen schneller verarbeiten. Diese Informationen werden im Gehirn jedoch anders gespeichert. Das sogenannte Verzeichniswissen funktioniert so, dass man sich häufig nur noch erinnert wo die Information zu finden ist, nicht an deren Inhalt.

Die Wissenschaftlerin Betsy Sparrow von der Harvard University hat zu diesem Thema eine interessante Studie mit dem Titel: „Google Effects on Memory: Cognitive Consequences of having Information at our fingertips.” entwickelt. Ausgangspunkt ihrer Forschung ist das Phänomen des „transaktiven Gedächtnisses“, bei dem Personen das Gedächtnis anderer als externen Speicher nutzen. Ein Beispiel: Die Frau x weiß, dass ihr Mann sich Jahreszahlen und Daten sehr gut merken kann. Wenn sie also auf dieses Wissen zugreifen möchte, fragt sie einfach ihn. Das geht sogar so weit, dass sie sich diese Dinge gar nicht mehr merkt, da sie ja weiß sie kann sie jederzeit auf ihrer persönlichen Datenbank abrufen.

Das Internet lässt nun diese menschliche Bibliothek zur virtuellen Realität werden und die Suchmaschine Google findet alles und jeden im World Wide Web. Sparrow stellte fest, dass das Internet und im Speziellen Google, Bing, Wikipedia, etc. unser Denken verändert. Das kollektive Gedächtnis Internet lehrt uns verstärkt, nicht zu denken. Oder um es noch drastischer zu formulieren, unsere Denkstrukturen haben wahrscheinlich eine Mutation hin zum Nichtdenken erfahren, die laut ihrer Definition, eine dauerhafte Veränderung des Erbguts ist.